1 User Interface

Laut dem internationalen Standard für software-ergonomische Gestaltung (ISO 9241-110) gehören „alle Bestandteile eines interaktiven Systems (Software oder Hardware), die Informationen und Steuerelemente zur Verfügung stellen, die für den Benutzer notwendig sind, um eine bestimmte Arbeitsaufgabe mit dem interaktiven System zu erledigen” zum User Interface (UI), übersetzt Benutzeroberfläche. Einfach formuliert bedeutet es, dass das UI die wesentliche Schnittstelle zwischen Nutzer und System widerspiegelt und somit für die gesamte Kommunikation zur Maschine zuständig ist. Wie aus der genannten Definition erkennbar ist, sind Orientierung und Feedback wichtige Aspekte des UIs, die in vielen Grundsätzen zur Dialoggestaltung manifestiert sind, so beispielsweise auch in den Heuristiken nach Nielsen oder in den goldenen Regeln nach Shneiderman. Bevor die allgemeinen Anforderungen von Gestaltungsmerkmalen näher erläutert werden, konzentriert sich das Kapitel zuerst auf die Grundformen und somit auch die Entwicklungsgeschichte. Zum Abschluss des Kapitels wird eines der wichtigstens Gestaltungsmerkmale des UIs und deren Funktion dargelegt - die Farbe.

UI Formen

Systemsoftware und -hardware wurden mit der Zeit weiterentwickelt und es entstanden neue Formen von Benutzeroberflächen. Die verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten mit einem elektronischen System spiegeln die unterschiedlichen Arten des UI’s dar. Im folgenden Abschnitt werden die gängigsten Benutzerschnittstellen vorgestellt.

CLI - Command Line Interface

Die älteste Form der Kommunikation mit einem Computer findet über das CLI statt. Mit der befehlseingaben-basierten Benutzeroberfläche konnte der Nutzer einzelne Befehle nur mit bestimmtem Vorwissen über die Kommandozeile eingeben. Beispiele: Powershell, bash

TUI - Text User Interface

Zeichenorientierte Schnittstellen können statt einzelnen Befehlen auch Texte einlesen und besitzen häufig ein Menü mit einer entsprechenden Anzeige über Tastenkombinationen für bestimmte Funktionen, welches meistens mit der Tastatur bedient werden kann. Textuelle Informationsdarstellung ist für den Menschen sehr abstrakt und kann in vielen Fällen nur von Experten angewendet werden. Beispiele: vim, Norton Commander

GUI - Graphical User Interface

Mit der Einführung von grafischen Oberflächen wurden neue verständliche Dialog- und Interaktionsformen eingeführt, die durch grafische und motorische Metaphern mithilfe von Icons (z.B. Papierkorb und Ordner) ein realitätsnahes Umfeld anbieten. Hierarchisch und funktional-gegliederte Menüsysteme können mit Maus und Tastatur bedient und für den Anwender intuitiver benutzt werden. Beispiele: Oberfläche von Betriebssysteme (Windows)

VUI - Voice User Interface

Mit dem VUI kommuniziert der Anwender mit dem System über die gesprochene Sprache, indem eine Spracheingabe oder -ausgabe erfolgt. Stimmerkennung oder Speech-to-Text (Umwandlung von Gesprochenen in Text) gehören auch zum VUI. Beispiele: Sprachassistenten (Siri)

NUI - Natural User Interface

NUI sind gestenbasierte Schnittstellen, die natürliche und intuitive Bewegungen einlesen. Sie beziehen sich auf sensorische Eingaben wie Berührung, Sprache und Gesten, können aber aber auch viel weiter gehen. Sie beschreiben eine intelligente und kontextbewusste Computertechnik, die in der Lage ist, Umgebung, Gesichter und Emotionen zu lesen. Beispiele: Smartphone-Oberflächen (Fingerbewegung, Spracheingabe)

In den späteren Unterkapiteln bezieht sich der UI Begriff hauptsächlich auf das GUI.